Muse­um in Not! — Stel­lung­nahme des Muse­umsver­ban­des Sachsen-Anhalt

01.10.2025

DB Museum am Standort Halle (Saale) schließt zum Jahresende.

Mit Bestürzung nimmt der Museumsverband die Schließungspläne der Deutschen Bahn AG für das DB Museum am Standort Halle (Saale) zur Kenntnis. Die Entscheidung kommt insofern überraschend, da offenkundig im Vorfeld keine Gespräche zwischen der Deutschen Bahn Stiftung als Betreiber des Museums und Verantwortlichen der Stadt Halle (Saale) stattgefunden haben. Die Schließung des Museums ist aus Sicht des Museumsverbandes ein herber Verlust für die kulturelle Vielfalt und die Kulturlandschaft in Halle (Saale). Denn die Veranstaltungen des Museums waren eine feste Größe im Kulturkalender der Stadt. Auch die Mitarbeitenden wirken aktiv in der halleschen Kultur- und Museumszene mit und haben sich u.a.  im Museumsnetzwerk Halle eingebracht; auch ist das Museum Mitglieder der AG Technik- und Industriemuseen am Museumsverband Sachsen-Anhalt. 

Besonders im Bereich Industriekultur – einem kulturellen Schwerpunkt, den das Land Sachsen-Anhalt setzt – würde das Land einen wichtigen Akteur verlieren. Hinzu kommt, dass das DB Museum als fester Partner in einem gemeinsamen Ausstellungsprojekt mit dem Salinemuseum zur Geschichte der Halle-Hettstedter Eisenbahn gesetzt war. Die Zukunft dieses Projektes scheint, aufgrund der aktuellen Situation, derzeit ebenfalls ungewiss.

Der Museumsverband kann nachvollziehen, dass es sich dabei um eine konzerninterne Entscheidung handelt. Das Einsparpotential von Stellen am Standort Halle scheint jedoch marginal gegenüber dem Wert des Museums für die kulturelle Vielfalt, die historische Bildung und das bürgerschaftliche Engagement. Kernauftrag des DB Museums ist, laut eigener Aussage der DB, das Bewahren der Eisenbahnkultur. Damit dieses nicht zum reinen Verwahren verkommt, gehört dazu auch, diese zu präsentieren und zu vermitteln. Nur eine aktive Auseinandersetzung mit der Sammlung eines Museums hält die Objekte und ihre Kontexte im Bewusstsein der Menschen lebendig. Diese Form des Bewahrens geht mit der Umnutzung in ein reines Depot am Standort Halle verloren. Das ist auch deswegen beklagenswert, da hier insbesondere Baureihen aus DDR-Zeiten präsentiert werden. Es handelt sich demnach um Fahrzeuge, die einen unmittelbaren Bezug zur Region, dem Leben und den Erfahrungswelten der Menschen Ostdeutschlands haben. Sie verschwinden ab 2026 aus der Öffentlichkeit. Die Stadt Halle (Saale) als Teil eines bedeutenden Verkehrs- und Handelskreuzes und wichtiger Knotenpunkt für den Personen- und Güterverkehr würde mit der Schließung des Außenstandortes des DB Museum einen Ort verlieren, an dem Technikgeschichte lebendig wird und generationenübergreifend vermittelt werden kann.  

Der Museumsverband appelliert an die Deutsche Bahn AG, diese Entscheidung nochmals zu überdenken. Das Angebot der Stadt Halle (Saale) gemeinsam mit der Deutschen Bahn Stiftung nach Lösungen für die Aufrechterhaltung des Museumsbetriebs zu suchen, wird daher vom Museumsverband Sachsen-Anhalt ausdrücklich begrüßt. Auch in Anbetracht des jahrelangen ehrenamtlichen Engagements sollte über einen möglichen Erhalt des Standortes sowie eine Zukunftsperspektive nachgedacht werden.

Der Museumsverband Sachsen-Anhalt als Interessensvertretung für die Museen im Land signalisiert Gesprächsbereitschaft und steht für Gespräche ebenfalls  zur Verfügung.

Kontakt

Ulf Dräger, Vorsitzender
Luisa Töpel, Geschäftsführerin

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