Die Koordinierungsstelle Provenienzforschung am Museumsverband Sachsen-Anhalt stellt eine Arbeitshilfe "Hebräische Schrift erkennen" bereit, die Museumsmitarbeiter:innen dabei helfen soll, etwaige Objekte aus jüdischem Eigentum anhand von Auf- und Inschriften mit hebräischen Buchstaben zu erkennen. Dieses wichtige Indiz für eine jüdische Herkunft soll helfen, jüdisches Erbe in Sachsen-Anhalts zu entdecken und NS-verfolgungsbedingt entzogene Kulturgüter in Sammlungsbeständen ausfindig zu machen.
Die Arbeitshilfe ist hier als PDF hinterlegt
Arbeitshilfe_hebraeische_Schriften_erkennen_MV_Sachsen-Anhalt_2023.pdf und auch als Faltposter, 44,4 x 21 cm, beim Verband kostenlos erhältlich.
Gern steht Ihnen Dr. Annette Müller-Spreitz, Koordinierungsstelle Provenienzforschung, für
die Bestellung und Rückfragen zur Verfügung. Sie hilft Ihnen auch, Expertise zur Übersetzung
und eine Klärung der Herkunft zu erreichen.
Die Arbeitshilfe wurde mit freundlicher Unterstützung von Dr. Anton Hieke (Ilan – Bildungsprogramm des Seminars für Judaistik der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg) und Corrie Leitz (Provenienzforscherin) erarbeitet.
Am 20. Oktober 2022 veranstaltete die Koordinierungsstelle Provenienzforschung gemeinsam mit der Beauftragten des Landes Sachsen-Anhalt zur Aufarbeitung der SED-Diktatur einen Fachtag zum Thema
Kulturgutentzug in Sachsen-Anhalt 1945 – 1990: Perspektiven der Aufarbeitung und der musealen Provenienzforschung im Kunsmuseum Magdeburg Kloster unser lieben Frauen.
Das Programm als PDF finden Sie hier:
Fachtag_Kulturgutverluste_SBZ-DDR_20.10.2022_Programm.pdf
Der mdr hat mit einem längeren, eindrucksvollen Artikel auf den Fachtag reagiert und lässt Dr. Annette Müller Spreiz zur Relevanz ihrer Arbeit zu Wort kommen:
mdr.de
Zum Fachtag ist die Broschüre "Fremdes Eigentum" entstanden, die einen Überblick über bearbeitete und offene Fälle von Kulturgutentzug im Kontext von Museen sowie Unrechtskontexte in der Sowjetischen Besatzungszone und der DDR bietet. Als PDF kann die Broschüre hier heruntergeladen werden:
Broschuere Kulturgutverluste SBZ/DDR.pdf
Der Museumsverband Sachsen-Anhalt e. V. entsendet erstmals einen Provenienzforscher, Christian Jarling, in drei Museen im Bundesland, um außereuropäische Sammlungsbestände auf Verdachtsmomente hinsichtlich kolonialer Kontexte zu ermitteln. Drei Stadtmuseen mit ethnologischen Beständen – das Museum Aschersleben, das Städtische Museum Halberstadt und das Museum Wolmirstedt – stehen während des vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste geförderten Projektes vom 15. Dezember 2022 bis 15. Juni 2023 im Fokus und sind Projektpartner.
Der Erstcheck ist eine beim Museumsverband erprobte Methode für die Suche nach NS-Raubgut, also verdächtige Zugänge in der NS-Zeit in Sachsen-Anhalt. Nun sollen mittels des „Erstchecks kolonial“ auch Sammlungskonvolute kleiner Museen identifiziert werden, bei denen eine vertiefende Erforschung der Umstände des Erwerbs in kolonialen Herkunftsländern und der Translokation nach Deutschland sinnvoll erscheint. Für die Museen sind die Sammlungsgeschichte, die Lokalgeschichte und die Aufarbeitung von Spuren der Kolonialzeit besonders wichtig. Aber auch Vorbereitungen für die Transparenz über die Objektbestände sollen beim Erstcheck getroffen werden, um koloniale Kontexte multiperspektiv bewerten zu können und um Vermittlungsarbeit zu stärken.
Bei den 21 Fundstücken im Städtischen Museum Halberstadt geht man zurzeit davon aus, dass sie zwischen 1870 und 1900 entstanden und aus Ostasien und Afrika stammen. Vermutlich sind sie während der Kolonialzeit nach Europa verbracht worden. Wer sie nach Halberstadt gebracht hat, und ob sie legal erworben wurden, ist unklar. Solche Objekte könnten aus einer Verbindung des Museums zur damaligen Abteilung Halberstadt der deutschen Kolonialgesellschaft oder zum Verein ehemaliger Ostasiaten und Afrikaner stammen.
Im Zuge der Bodenreform ist die ursprünglich etwa 450 Einzelstücke umfassende „Afrika-Sammlung“ ins Museum Wolmirstedt gekommen: Ob dieser Sammlungsbestand aus einem kolonialen Kontext stammt, konnte bisher nicht festgestellt werden. Auch die Biografie des vormaligen Besitzers ist unbekannt.
Zum ethnologischen Bestand des Museums Aschersleben gehören ca. 300 Objekte. Rund 50 Objekte umfasst beispielsweise das Konvolut mit Herkunft Kamerun, Afrika. Des Weiteren enthält die Ascherslebener Sammlung Gegenstände aus Papua-Neuguinea. Hier handelt es sich vor allem um Schmuck und Kleidung (Schurze), sowie Hausrat (Betelkalebassen). Auch einige Gegenstände aus China, Japan und Indonesien (Lackkästchen, Messerklingen, einen Kris) finden sich.
Die drei Museen freuen sich angesichts ihrer eingeschränkten personellen wie finanziellen Ressourcen über die Unterstützung bei der Erstprüfung ihrer Bestände.
Am 13. November 2022 lädt das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste gemeinsam mit der Moses-Mendelssohn-Akademie zu einer Podiumsdiskussion rund um jüdisches Leben heute ein. Von 16 bis 19 Uhr geht es um die Frage
„Erneuerung aus der Erinnerung? Jüdisches Leben zwischen Tradition, Verfolgung und Neubeginn“
Jutta Dick, Julia Hirsch, Prof. Alfred Jacoby, Landesrabbiner Alexander Nachama und Dr. Dr. h.c. Hermann Simon diskutieren über jüdisches Leben in der heutigen Gesellschaft, Sichtbarkeit und AKtualität. Es wird auch um die Frage nach Peripherie und zentrum gehen, die Möglichkeiten in ländlichen Räumen Akzenptanz und Freiheit zu finden, sowie um die Möglichkeiten der Unterstützung durch Erinnerungskultur und Provenienzforschung.
Herzliche Einladung an alle Interessierten. Um Anmeldung (bis zum 10.11.) wird gebeten unter
peripherie-im-zentrum.de
Außereuropäische Objekte–Wissensdurst, Souvenirs und koloniale Kontexte
Programm des Seminars:
Dr. Christian Riemenschneider, Projekt Provenienzforschung Landschaftsverband Südniedersachsen e. V., bietet unter dem Titel
"Ethnographika als ‚Beifang‘ der NS-Provenienz-forschung in Südniedersachsen – Ein Erfahrungsbericht mit offenem Ende“ einen Bericht aus seiner Arbeit. Daran schließt er die Vorstellung der systematischen Dokumentation und Einordnung sowie von Ergebnissen bei der Personen- und Quellenidentifizierung an. Christian Riemenschneider gibt darüber hinaus einen Einblick in auf seiner Arbeit basierende Forschungsprojekte und noch vorhandene Desiderate.
Dr. Katja Kaiser, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Museum für Naturkunde | Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung Berlin, zeigt, dass
naturkundliche Sammlungen ein zentraler Teil der Geschichte imperialer Weltaneignung sind. Am Beispiel des Berliner Museums für Naturkunde führt sie aus, wie koloniale Infrastrukturen die Geschichte von naturkundlichen Institutionen und Sammlungen prägten, welche rechtlichen Rahmenbedingungen galten und wie die Weiterverteilung der Objekte an Museen deutschlandweit erfolgte. Katja Kaiser stellt auch ihre Arbeit an einem Leitfaden zum Umgang mit naturkundlichen Sammlungen aus kolonialen Kontexten, interdisziplinäre Recherchemöglichkeiten und Vermittlungsaspekte vor.
Dr. Lars Müller, wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Museumsverband Sachsen-Anhalt e. V., erläutert unter der Überschrift
„Impulse aus Liberia für die Arbeit in deutschen Museen“ am Beispiel einer Sammlung von Hans Schomburgk, wie die Zusammenarbeit mit Herkunftsgesellschaften, nutzbar gemacht werden kann. Neben der Klärung von Objektprovenienzen, können durch die Zusammenarbeit vor allem Schlüsse für den zukünftigen Umgang mit den Sammlungen gezogen werden.
Dr. Birgit Scheps-Bretschneider, Abteilungsleiterin Provenienzforschung und Restitution sowie Kustodin Australien/ Pazifik Grassi Museum für Völkerkunde Leipzig, führt aus, dass Objekte Emotionen und Erinnerungen wecken. Gerade bei Ritualen mit und Rückgaben von außereuropäischen Objekten wird das deutlich.
Neue Dialogmöglichkeiten eröffnen sich.
Markus Himmelsbach, Provenienzforscher Linden-Museum Stuttgart, erläutert unter der Überschrift
„‚Und plötzlich sind die Begriffe rassistisch!‘ – wie lässt sich Kolonialismus ausstellen und vermitteln?“ das Konzept, die Umsetzung und insbesondere die Rückmeldungen zur Wechselausstellung „Schwieriges Erbe. Linden-Museum und Württemberg im Kolonialismus“.
Luisa Töpel, Leiterin Museum Aschersleben, zeigt anhand eines 2020/2021 durchgeführten Schulprojektes, wie man einen Wissensstand
zu Objekten aus Afrika zusammen mit Schulklassen erarbeiten kann.
Weitere Informationen finden Sie unter:
https://www.mv-sachsen-anhalt.de/?lang=de&page=provenienz
Ansprechpartnerin:
Dr. Annette Müller-Spreitz
Koordination Provenienzforschung
Museumsverband Sachsen-Anhalt e. V.
Käthe-Kollwitz-Straße 11, 06406 Bernburg
Tel.: 03471 62 81 16
mobil: 01512 71 38 32 7
E-Mail:
mueller-spreitz@mv-sachsen-anhalt.de
- 19. September 2022, ab 9.00 Uhr
- Paracelsusstr. 23 in 06110 Halle/ Saale und online
Aktuell gibt es viele fachliche und mediale Diskussionen, bei denen vor allem die Benin-Bronzen aus dem heutigen Nigeria im Mittelpunkt stehen. Das Thema ist jedoch komplex. Als Museumsverband Sachsen-Anhalt wollen wir Museen unseres Bundeslandes über aktuelle Debatten und Standpunkte informieren und sie darin unterstützen, das Thema auf ihre Sammlungen herunter zu brechen sowie das Potential solcher Objekte für die Erforschung, Dokumentation und Vermittlung mit einem geweiteten Blick zu nutzen.
Die sechs Vorträge informieren und bieten Anlass zum Austausch vor Ort (Paracelsusstraße 23, Halle (Saale) und online (via WebEx) zwischen 9.00 Uhr und 14.45 Uhr. Die hybride Veranstaltung lässt spannende Diskussionen erwarten.
Termin: Mittwoch, 21. September 2022 von 10.00 Uhr bis 11.00 Uhr
Wir laden Sie, liebe Journalistinnen und Journalisten, am Mittwoch, 21. September 2022 ab 10.00 Uhr zu einem virtuellen Pressegespräch ein. Bitte nutzen Sie dafür folgenden Link:
Anlass ist das untenstehende hybride Seminar zur Provenienzforschung "Außereuropäische Objekte – Wissensdurst, Souvenirs und koloniale Kontexte“, das am 19. September dieses Jahres in Halle stattfindet. Selbstverständlich sind Sie auch dazu herzlich eingeladen.
Wir würden uns freuen, Ihnen den aktuellen Stand der Provenienzforschung in Sachsen-Anhalt vorstellen zu können, und würden gerne mit Ihnen ins Gespräch kommen.
Provenienzforschung ist für die Museen in Sachsen-Anhalt ein wichtiges Thema, auch jenseits von möglichen Rückgaben, auch jenseits von spektakulären Objekten wie den Benin-Bronzen und auch jenseits aktueller medialer Debatten. Provenienzforschung ist ein grundlegender Teil der Arbeit in jedem Museum: Wo kommen unsere Objekte her, durch wessen Hände sind sie gegangen, welche Geschichten hängen an ihnen?
Für eine analoge Teilnahme am Seminar ist eine Anmeldung erforderlich, die Anzahl der Plätze ist begrenzt.
Für das virtuelle Pressegespräch bitten wir ebenfalls um formlose Anmeldung, Sie können uns eventuelle Fragen auch gerne vorab schicken.
Zum internationalen Tag der Provenienzforschung stellt die Koordinierungsstelle Provenienzforschung beim Museumsverband Sachsen-Anhalt e.V. eine virtuelle Karte online.
Eigenständig und mit der Förderung des Landes Sachsen-Anhalt und des Deutschen Zentrums Kulturgutverluste (
kulturgutverluste.de) haben vierzig Museen im Land während der letzten mehr als zehn Jahre die Herkunft und Erwerbsumstände ihrer Sammlungsbestände erforscht.
Die Koordinierungsstelle Provenienzforschung wurde vom Land Sachsen-Anhalt beim Museumsverband Sachsen-Anhalt e. V. angesiedelt. Sie berät die Museen bei der Vorbereitung sogenannter Erstchecks sowie bei der vertiefenden Erforschung von speziellen Konvoluten oder Verdachtsfällen. Dr. Annette Müller-Spreitz betreut und begleitet die Arbeiten in den Museen und Archiven. Auf ihre Initiative hin stellt der Museumsverband Sachsen-Anhalt eine
virtuelle Karte online.
Auf der Karte lassen sich die Projekte und Ergebnisse der Provenienzforschung im Land erkunden. Bei den beteiligten Museen sind entsprechend der untersuchten Zeithorizonte koloniale Kontexte (gelber Pin), die NS-Zeit (braunes Viereck) und SBZ/DDR-Unrecht (roter Tropfen) markiert. Kurze Texte geben Einblick in die jeweilige Arbeit der Museen. Außerdem werden Objektgeschichten (blauer Kreis) gezeigt: Welche Gegenstände wurden untersucht, wie verlief die Forschung und welche Erkenntnisse wurden gewonnen?
Provenienzforschung bringt die Museen hinsichtlich ihrer Sammlungsentwicklung und bei der Aufarbeitung von Zeitgeschichte weiter. Dr. Roland Wiermann, Leiter des Museums Schloss Bernburg, resümiert den Erstcheck in seinem Haus: „Ich denke, dass der Erstcheck sehr nützlich war. Er half, die Sammlung zu erforschen und zu wissen, welche Objekte mit einem ‚Verdacht‘ versehen werden. Da in der Sammlung des Bernburger Museums nur relativ wenige Verdachtsobjekte benannt werden konnten, ist es auch eine ‚Beruhigung‘ zu wissen, dass wahrscheinlich kein zu Unrecht verlagertes Kulturgut inventarisiert ist.“ Dem stimmt Dr. Nadine Panteleon zu, die als Leiterin des Börde-Museums Burg Ummendorf auch Altbestände des ehemaligen Oscherslebener Museums übernommen und untersucht hat: „Wir haben beim Erstcheck unserer Bestände vom ehemaligen Kreismuseum Oschersleben viel Neues zur Vorgeschichte unserer Sammlung erfahren. Es hat uns gezeigt, wie wichtig Provenienzforschung ist, auch um Gegenstände aus ehemals jüdischem Alltag zu identifizieren. Wir haben mittlerweile bei uns einen Provenienzbogen entwickelt, mit dem wir die Dokumentation der Neuzugänge verbessern und jene hinsichtlich NS-Raubgut prüfen.“ In Ummendorf hat die Provenienzforschung dazu geführt, auch Neuerwerbungen anders zu erschließen, um von Anfang an besser über die Objekte Bescheid zu wissen.
Die Provenienzforschung ist eine dauerhafte Aufgabe, der sich die Museen im Land gemeinsam mit der Koordinierungsstelle beim Museumsverband widmen. Es gibt noch viel zu erforschen, auch weil die reichen Erkenntnisse der bisherigen Arbeit zu neuen Fragen führen. Die virtuelle Karte vermittelt einen Überblick, wo schon geforscht und welche Erkenntnisse gewonnen wurden, wo weiterer Forschungsbedarf besteht und welche interessanten Einblicke gewonnen wurden. Im besten Falle ist sie ein Work-in-Progress, das auch nach dem Tag der Provenienzforschung 2022 weiterwächst.
Weitere Informationen zum Internationalen Tag der Proveninezforschung finden sich auf der Homepage des Arbeitskreis Provenienzforschung:
arbeitskreis-provenienzforschung.org/veranstaltungen.
Für Fragen und Anregungen ist Dr. Annette Müller-Spreitz, Koordinierungsstelle Provenienzforschung beim Museumsverband Sachsen-Anhalt e. V., unter
mueller-spreitz@mv-sachsen-anhalt.de ansprechbar.
Zur virtuellen Karte
Der Afrikareisende Hans Schomburgk – Sammeln, um zu zeigen. Erwerbskontexte von ethnologischen Objekten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts
Hans Schomburgk (1880–1967) war in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Deutschland einer der aktivsten Vermittler von Wissen über Afrika. Er reiste zwischen 1897 und 1958 mehrfach nach Afrika – als Militärangehöriger, Großwildjäger und Tierfänger, Forschungsreisender, Spiel- bzw. Dokumentarfilmer. In diesem Rahmen sammelte er naturkundliche sowie ethnographische Objekte, die sich heute, soweit wir bisher wissen, im Museum Burg Querfurt, im Leibniz-Institut für Länderkunde Leipzig, dem MARKK Hamburg sowie dem Ethnologischen Museum Berlin befinden. Auch wenn die Sammeltätigkeit nicht das primäre Ziel der Reisen war, so war sie doch fester Bestandteil. Er sammelte für Museen, Zoos, sich selbst und vermutlich weitere (private) Sammler aus unterschiedlichen Intentionen, die das Projekt herausarbeiten möchte.
In dem vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste geförderten Projekt werden erstmals seine Sammlungspraktiken analysiert. Damit werden Erkenntnisse zu den Erwerbsumständen unter kolonialen Verhältnissen gewonnen. Ein Schwerpunkt des Projektes liegt auf dem Dialog mit den Herkunftsgesellschaften. Dabei liegt ein besonderer Fokus auf Liberia. Hier konnten das National Museum und die University of Liberia als Partner gewonnen werden.
Objekte, die Hans Schomburgk gesammelt hat, finden sich in verschiedenen Einrichtungen in Deutschland. Schwerpunkt der Forschung sind dabei Objekte, die sich in der Sammlung der Burg Querfurt und in der Sammlung des Leibniz-Instituts für Länderkunde, Leipzig, befinden. Daneben werden Objekte des MARKK (Museum am Rothenbaum – Kulturen und Künste der Welt) und des Ethnologischen Museums Berlin mit einbezogen.
Kontakt:
Dr. Lars Müller
Wissenschaftlicher Mitarbeiter für Provenienzforschung
Museumsverband Sachsen-Anhalt e. V.
Käthe-Kollwitz-Straße 11
06406 Bernburg
Tel./Fax: (03471) 62 81 16
E-Mail:
mueller@mv-sachsen-anhalt.de
Erstcheck Provenienzforschung NS-Raubgut im Stadtmuseum "Wilhelm von Kügelgen“ Ballenstedt, Stadtmuseum Halle (Saale), Historischen Museum für Mittelanhalt & Bach-Gedenkstätte Köthen sowie Museum Wolmirstedt
Zum vierten Mal sendet der Museumsverband Sachsen-Anhalt e. V. eine:n Provenienzforscher:in in Museen unseres Bundeslandes. Sven Pabstmann soll innerhalb der Projektlaufzeit vom 1. Juli 2021 bis 31. Dezember 2022 Verdachtsmomente auf NS-Raubgut ermitteln.
Mittels der Methode des Erstchecks werden in den Sammlungen kleiner Museen verdächtige Zugänge in der NS-Zeit gesucht sowie die damaligen Akteur:innen und die Sammlungsgeschichten beleuchtet. Die Museen in Ballenstedt, Köthen und Wolmirstedt sind vor der NS-Zeit gegründet worden bzw. aus Einrichtungen hervorgegangen, die bereits vor 1933 bestanden. Das Stadtmuseum Halle (Saale) verzeichnet Zugänge erst ab 1954. Doch fragwürdige und unklare Vorprovenienzen sind auch hier, im einstigen Verwaltungssitz des NSDAP-Gaus Halle-Merseburg, zu erwarten. Die vier Häuser freuen sich angesichts ihrer eingeschränkten personellen wie finanziellen Ressourcen über die Unterstützung bei der Erstprüfung ihrer Bestände.
Die Koordinierungsstelle Provenienzforschung beim Museumsverband Sachsen-Anhalt e. V., geleitet durch Dr. Annette Müller-Spreitz, hat am 2. Juli 2021 eine Auftaktveranstaltung im Schloss Köthen organisiert. Dort haben sich die Verantwortlichen aus den vier teilnehmenden Museen zusammengefunden. Es ging darum, die Hintergründe, den Ablauf und die zu erwartete Form der Ergebnisse zu besprechen sowie den Provenienzforscher Sven Pabstmann kennenzulernen. Voller Motivation für das neu gestartete Projekt haben Karin Weigt (Museum für Stadtgeschichte Dessau) und Dr. Nadine Panteleon (Börde-Museum Burg Ummendorf), die bereits 2019 und 2020 Erstcheck durchlaufen haben, aus der Praxis berichtet.
Wir sind gespannt auf die Ergebnisse und halten Sie auf dem Laufenden.
Ansprechpartnerin
Dr. Annette Müller-Spreitz | Koordination Provenienzforschung
Museumsverband Sachsen-Anhalt e. V.
Käthe-Kollwitz-Straße 11
06406 Bernburg
Tel./Fax: (0 34 71) 62 81 16
Mobil: 01512 - 71 383 27
E-Mail:
mueller-spreitz@mv-sachsen-anhalt.de
Tagung des Museumsverbandes Sachsen-Anhalt e. V.
virtuell, 14. April 2021
Anlässlich des 3. internationalen Tages der Provenienzforschung veranstaltete der Museumsverband Sachsen-Anhalt e.V. am 14. April eine online-Tagung zum Thema Provenienzforschung.
Im Rahmen der Tagung wurden Ergebnisse aktueller Provenienzrecherchen sowie zukünftige Forschungsperspektiven in Sachsen-Anhalt präsentiert. Die Vorträge boten Einblicke in den weiten Themenkomplex: von der Herkunft menschlicher Überreste in der anatomischen Sammlung der hallischen Universität, über Judaica im Museum Synagoge Gröbzig bis hin zur Museums- und Bibliotheksgeschichte Sachsen-Anhalts während des Nationalsozialismus und in der Nachkriegszeit.
Das digitale Format ermöglichte es – auf sichere Distanz – die Tagung durchzuführen. Einen Vorteil hat das Ganze: Die Reichweite unserer Tagung war erfreulich, wie sich an der Anzahl von 51 Teilnehmern, auch aus entfernteren Teilen Deutschlands, ablesen lässt.
Die Tagung wurde durch den Museumverband Sachsen-Anhalt e. V. von Dr. Annette Müller-Spreitz und Sven Pabstmann M. A. organisiert und moderiert. Das Land Sachsen-Anhalt hat die Durchführung der Tagung unterstützt.
PROGRAMM
Ulf Dräger | Vorsitzender des Museumsverbandes Sachsen-Anhalt e. V.
Begrüßung und Einführung
Einerseits unterstützt der Museumverband die interessierten Museen bei ihren Vorhaben und Förderanträgen. Andererseits helfen wir fachlich bei der Durchführung von Provenienzforschungsprojekten und organisieren eigene regional übergreifende Forschungsvorhaben. Nicht zuletzt stellen wir wie mit dieser Tagung Transparenz her. In Anbetracht der Personalstrukturen in unseren Museen und der politischen Ansprüche wünschen wir uns eine Verstetigung der Koordinierungsstelle.
In Sachsen-Anhalt hat die museale Herkunftsforschung bereits eine lange über Jahrhunderte reichende Tradition. In 1990er Jahren standen in Folge des Gesetzes über die Entschädigung für Enteignungen auf besatzungsrechtlicher oder besatzungshoheitlicher Grundlage (Entschädigungs- und Ausgleichsleistungsgesetz) Restitutionen im Zusammenhang mit der Bodenreform und die Wiedergewinnung schmerzlicher Verluste wie z.B. den Stiftschatz Quedlinburg im Vordergrund. Seit 1998 engagiert sich das Land mit der Magdeburger "Koordinierungsstelle für Kulturgutverluste“ der Länder, seit 2015 mit der "Stiftung Deutsches Zentrum für Kulturgutverluste“. 2019 wurde ergänzend und das Aufgabenspektrum erweiternd die "Koordinierungsstelle Provenienzforschung“ beim Museumsverband Sachsen-Anhalt begründet. Über die permanente Bearbeitung des Themas in den Museen hinaus wurden seit nunmehr zehn Jahren elf spezielle Provenienzforschungsprojekte umfänglich gefördert und diese Arbeit in der gesamten Kulturlandschaft verankert. Gerade starteten wieder zwei neue Projekte.
Ulf Dräger studierte Museologie in Leipzig. Seit 1988 ist er am Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) als Kustos für die Sammlung Kunsthandwerk & Design und das Landesmünzkabinett Sachsen-Anhalt tätig. Er vertritt seit 1991 das Land Sachsen-Anhalt in der Numismatischen Kommission der Länder und der Bundesrepublik Deutschland. 2018 wurde er Mitglied im Sachverständigenausschuss Kulturgutschutz Sachsen-Anhalt und Vorsitzender des Museumsverbandes Sachsen-Anhalt e.V.
Dr. Monika Juliane Gibas | Historikerin
Die Suche nach NS-Raubgut in kommunalen Bibliotheken Sachsen-Anhalts
Im Auftrag des Landesverbandes Sachsen-Anhalt im Deutschen Bibliotheksverband e. V. führten Provenienzforscherinnen 2017 in fünf kommunalen Bibliotheken einen Erstcheck zur Auffindung von NS-verfolgungsbedingt entzogenen Kulturgütern durch. Im Ergebnis der Recherchen konnte der Verdacht auf NS-Raubgut in allen Beständen erhärtet werden. In drei der Bibliotheken, der Wissenschaftlichen Bibliothek Dessau, der Neuen Deutschen Rosenbibliothek Sangerhausen und der Stadtbibliothek Magdeburg läuft seit Ende 2018 die systematische Prüfung der Bestände.
Dr. Monika Juliane Gibas, Historikerin. Forschungs- und Lehrtätigkeit an den Universitäten Leipzig, Jena und Magdeburg. Lehrveranstaltungen und Publikationen zur jüdischen Geschichte und zur Provenienzforschung. Seit 2004 Leitung von Projekten zum Thema NS-Kulturgutraub
Tim Schauer M. A. | Museum Synagoge Gröbzig
Provenienzforschung im Museum Synagoge Gröbzig
Die außergewöhnliche Historie der Synagoge in Gröbzig bietet vielschichtige Forschungsansätze in breit gefächerten Themenbereichen. Die Aufarbeitung der Hausgeschichte geht in diesem besonderen Fall nahtlos in die Provenienzforschung über. Der Synagogenkomplex sowie der Bestand an Judaica haben die Pogromnacht und somit auch die Zeit des Nationalsozialismus nahezu unbeschadet überstanden. Wie es zu dieser einzigartigen Geschichte kommen konnte, wird in diesem Vortrag erläutert. Des Weiteren werden einzelne Objekte genauer in Augenschein genommen und im Kontext der Provenienzforschung vorgestellt. Dies geschieht im Rahmen eines Arbeitsberichtes, welcher den aktuellen Stand sowie die Vorgehensweise beim Erforschen des Synagogeninventars verdeutlicht.
Tim Schauer M. A. studierte Geschichtswissenschaft und Religionswissenschaft an der Universität Erfurt. Nach seinem Abschluss nahm er an der Weiterbildung MUSEALOG teil und erwarb das Zertifikat zum "Fachreferenten für Sammlungsmanagement und Qualitätsstandards in Museen“. Daraufhin führte er im Museum Synagoge Gröbzig ein Inventarisierungsprojekt durch und ist aktuell dort mit der Provenienzforschung betraut.
Claudia Steinicke M. A. | Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Provenienzforschung in den Meckelschen Sammlungen
Die Anatomischen Sammlungen zu Halle – auch Meckelsche Sammlungen genannt – haben ihren Ausgangspunkt in der im 18. Jahrhundert begründeten Privatsammlung der bedeutenden Ärztefamilie Meckel. Mit etwa 8 000 Präparaten gehören sie zu den umfangreichsten ihrer Art in Europa. Die anatomische Lehr- und Forschungssammlung beinhaltet zahlreiche Unikate von großem historischem Wert und wurde 2015 in das Verzeichnis "National wertvolles Kulturgut" aufgenommen. Der Vortrag gibt einen Einblick in abgeschlossene Projekte, wie beispielsweise die Rückgabe sterblicher Überreste indigener Australier im April 2019 und stellt laufende Projekte vor.
Claudia Steinicke M.A. studierte Kunstgeschichte, Italianistik und Zeitgeschichte an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (Magister-Abschluss 2011), seit Juni 2019 wissenschaftliche Mitarbeiterin in den Meckelschen Sammlungen.
Dr. Annette Müller-Spreitz | Museumsverband Sachsen-Anhalt e. V.
"Ich brauche mehr Details" – Die Koordinierungsstelle Provenienzforschung beim Museumsverband Sachsen-Anhalt e. V. unterstützt Museen bei der Beschäftigung mit der Herkunft ihrer Bestände
Didi Hallervordens "Ich brauche mehr Details" nützt ihm in einer seiner Paraderollen zum ad absurdum getriebenen Zeit- und Entscheidungsaufschub. Für die auf Provenienzforschung zielende Projektentwicklung ist dagegen der Wille historische, informative Details zu suchen, zu sammeln und auszutauschen dringlich und verantwortungsvoll. Der Vortrag stellt den Bedarf und Austausch von Detailwissen durch die Koordinierungsstelle Provenienzforschung anhand einiger Fälle vor und münzt das Hallervorden-Zitat zum Motivationsspruch für Museen.
Dr. Annette Müller-Spreitz studierte Kunstgeschichte, Germanistik, Kommunikations- und Medienwissenschaft in Leipzig, ab 2006 zuerst für die Kunstsammlung der Sparkasse Leipzig und dann für die Wismut GmbH Chemnitz tätig, 2016 Promotion über die Bildbetitelung in der DDR am Beispiel des Künstlers Wolfgang Mattheuer, 2016–2018 Rechercheurin an der Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, seit 2019 Koordinierungsstelle Provenienzforschung beim Museumverband Sachsen-Anhalt e. V.
Sven Pabstmann M. A. | Museumsverband Sachsen-Anhalt e. V.
Museumsberatung unterm Hakenkreuz – Die Geschichte des Museumsverbandes für die Provinz Sachsen und für Anhalt in der Zeit des Nationalsozialismus
Bereits seit den frühen 1920er Jahren bestand mit dem Museumsbund der Provinz Sachsen ein erstes regionales Museumsnetzwerk. Erst mit der Gründung des "Verbandes zur Förderung der Museumsinteressen in der Provinz Sachsen und im Freistaat Anhalt e.V." im Jahr 1929 wurde eine von der öffentlichen Hand getragenen Struktur für das provinzialsächsische Museumswesen geschaffen. Durch eine Satzungsänderung 1936 wurde der Verein schließlich in Museumsverband für die Provinz Sachsen und für Anhalt e.V. umbenannt. Der Vortrag erläutert die Geschichte und Tätigkeit des Museumsverbandes in der NS-Zeit und stellt zentrale Akteure des Museumswesens in der Provinz Sachsen und im Freistaat Anhalt näher vor.
Sven Pabstmann M. A. studierte Kunstgeschichte, Germanistische Literaturwissenschaft und Historische Hilfswissenschaften an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (2001–2008). Er war als Provenienzforscher am Museum der bildenden Künste Leipzig (2010) und am Focke-Museum Bremen (2013/14) tätig und ist seit Dezember 2019 wissenschaftlicher Mitarbeiter für Provenienzforschung des Museumsverbandes Sachsen-Anhalt e. V.
Dr. Jan Scheunemann | Kulturstiftung Sachsen-Anhalt
Enteignet, sichergestellt, verwertet. Der Umgang mit Kunst- und Kulturgut aus der Bo-denreform in Sachsen-Anhalt
Bei der 1945 in der Sowjetischen Besatzungszone durchgeführten Bodenreform wurden nicht nur Ländereien enteignet, sondern auch Schlösser und Gutshäuser sowie das darin befindliche Inventar, d. h. Kunstwerke, Möbel und Geschirr. Ein Erlass des Präsidenten der Provinz Sachsen verfügte die Sicherstellung und Bergung dieser Kunst- und Kulturgüter, die zu großen Teilen in der Moritzburg in Halle (Saale) gesammelt, registriert und von dort an andere Museen, Verwaltungseinrichtungen, aber auch an den Kunsthandel abgegeben wurden.
Dr. Jan Scheunemann studierte Museologie an der HTWK Leipzig sowie Neueste Geschichte und Zeitgeschichte an der Universität Rostock und der McGill University Montreal. Er ist Mitarbeiter im Referat Zentrale Aufgaben Restitution bei der Kulturstiftung Sachsen-Anhalt
Der Einfluss der Museumsberatung und ihrer Netzwerke auf die Museen in der Provinz Sachsen und in Anhalt während der NS-Zeit. Akteure, Strukturen, Mittel und Verflechtungen.
Projektbeschreibung
Das Land Sachsen-Anhalt und das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste fördern seit Dezember 2019 das langfristige Forschungsprojekt zur Aufarbeitung der Geschichte des Museumsverbandes Sachsen-Anhalt e. V. bzw. seiner Vorgängerinstitutionen während der Zeit des Nationalsozialismus. Im Mittelpunkt steht dabei die Untersuchung der noch weitgehend – auch in anderen Bundesländern – unbekannten Strukturen und Netzwerke des Museumsverbandes. Da eine aktuelle wissenschaftliche Bearbeitung dieses Themas bisher fehlt, besitzt das Projekt Pilotcharakter. Das Projekt knüpft inhaltlich an die ebenfalls vom Zentrum geförderten "Erstchecks", also die Suche nach NS-Raubgut an verschiedenen Museen in Sachsen-Anhalt, an.
Die Untersuchungsergebnisse werden im Anschluss an das Forschungsprojekt in einer separaten Publikation veröffentlicht. Erste Zwischenergebnisse werden bereits am 8. April 2020 im Rahmen einer Tagung zum 2.Tag der Provenienzforschung präsentiert.
Das Projekt wird von unserem wissenschaftlichen Mitarbeiter Sven Pabstmann M. A. durchgeführt.
Historischer Hintergrund
Die Geschichte des Verbandes geht auf den im Jahr 1921 gegründeten "Museumsbund der Provinz Sachsen" zurück, der seit 1932 als "Verband zur Förderung der Museumsinteressen in der Provinz Sachsen und im Freistaat Anhalt" weitergeführt wurde und seit 1936 unter dem Namen "Museumsverband für die Provinz Sachsen und für Anhalt" bestand. Ab 1936 bis 1945 unterstanden die regionalen Museumsverbände dem "Reichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung" sowie den nachgeordneten Landes- bzw. Provinzialbehörden. Damit verbunden war die Ernennung von insgesamt 24 Museumspflegern durch das Reichserziehungsministerium. Für die Provinz Sachsen wurde der Direktor der "Landesanstalt für Volkheitskunde" in Halle (Saale), Walther Schulz (1887–1982), und für das Land Anhalt der Direktor des "Anhaltischen Landesmuseums" in Zerbst, Gustav Hinze (1879–1973), als Museumspfleger eingesetzt.
Ziele
Das Ziel des Provenienzforschungsprojektes ist es, zu klären, in welchem Umfang die Museumspflege in der Preußischen Provinz Sachsen und im Land Anhalt auf die Museen sowie ihre inhaltliche Arbeit Einfluss genommen hat und wie diese Beratungsfunktion heute zu bewerten ist. Außerdem wird der der Frage nachgegangen, welche Aufgaben und Funktionen die staatlich beauftragten Museumspfleger für die NS-Reichsbehörden wahrgenommen haben. Dabei stellt die Aufarbeitung der Verflechtungen zu Museumsdirektoren und -mitarbeitern einen wichtigen Bestandteil der Untersuchung dar. Der Museumsverband Sachsen-Anhalt e. V. erhofft sich durch die Untersuchung nicht nur neue Kenntnisse über die weitgehend noch unbekannte eigene Verbandsgeschichte in der NS-Zeit, sondern erwartet auch für zukünftige Forschungsprojekte relevante Erkenntnisse etwa zu systemübergreifenden strukturellen und personellen Kontinuitäten.
Ansprechpartner:
Dr. Annette Müller-Spreitz | Koordination Provenienzforschung
Museumsverband Sachsen-Anhalt e. V.
Käthe-Kollwitz-Straße 11
06406 Bernburg
Tel./Fax: (0 34 71) 62 81 16
Mobil: 0151 - 271 383 27
E-Mail:
mueller-spreitz@mv-sachsen-anhalt.de
Informationen zum Projekt unter: https://www.kulturgutverluste.de/Webs/DE/Forschungsfoerderung/Projektfinder/Index.html
Sven Pabstmann M.A. | wiss. Mitarbeiter für Provenienzforschung
Museumsverband Sachsen-Anhalt e. V.
Käthe-Kollwitz-Str. 11
06406 Bernburg
Tel./Fax: (0 34 71) 62 81 16
Mobil: 0151 - 563 848 03
E-Mail:
pabstmann@mv-sachsen-anhalt.de
Verdachtsmomente klären – vertiefende Provenienzforschung im Altmärkischen Museum Stendal und Danneil-Museum Salzwedel
Projektbeschreibung
Das vorliegende Projekt knüpft an den Erstcheck im Altmärkischen Museum Stendal und im Johann-Friedrich-Danneil-Museum Salzwedel an. Damals wurde ein Bedarf an weiterführender Provenienzforschung zu NS-Raubgut festgestellt. Ziel dieses Verbundprojektes ist nun die systematische Bestandsprüfung beider Museen im Hinblick auf NS-verfolgungsbedingt entzogene Kulturgüter.
Die beiden zu untersuchenden Museen befinden sich in der Altmark. Dadurch können Überschneidungen der Akteure, also der beiden Museumsvereine – Altmärkischer Geschichtsverein Salzwedel und Altmärkischer Museumsverein Stendal – ausgewertet werden. Vor allem durch den Sammler und Historiker Walter Neuling gibt es eine Verbindung zwischen den Häusern: Neuling war bis 1945 Mitglied im Altmärkischen Museumsvereins Stendal und von Juli 1948 bis Dezember 1955 Leiter des Johann-Friedrich-Danneil-Museums Salzwedel. In Salzwedel brachte er Objekte aus seiner vor 1945 angelegten Sammlung und seinen Kontakten aus der NS-Zeit in den Museumsbestand ein.
Die systematische Bestandsprüfung für die Zugänge 1933–1945 umfasst bestimmte Bestandsgruppen wie Judaica, Zugänge aus der Freimaurerloge, Zugänge aus dem Kunsthandel und von staatlichen Stellen. Insgesamt werden ca. 800 Objekte, rund 660 Objekte in Salzwedel und 140 Objekte in Stendal, untersucht. Außerdem sollen die Institutionsgeschichten in beiden Häusern mit Fokus auf Akteure der Museen und ihrer Gründungsvereine weiter erforscht werden, um Verdachtsmomente zu klären. Die tiefergehenden Recherchen werden auf Grundlage von bereits dokumentierten Provenienzmerkmalen und noch nicht im Erstcheck ausgewerteten Quellen unternommen. Für einige Objekte sollen gerechte und faire Lösungen vorbereitet werden.
Ansprechpartner:
Dr. Annette Müller-Spreitz | Koordination Provenienzforschung
Museumsverband Sachsen-Anhalt e. V.
Käthe-Kollwitz-Straße 11
06406 Bernburg
Tel./Fax: (0 34 71) 62 81 16
Mobil: 01512 - 71 383 27
E-Mail:
mueller-spreitz@mv-sachsen-anhalt.de
Corrie Leitz | Wissenschaftlicher Mitarbeiter für Provenienzforschung -
Museumsverband Sachsen-Anhalt e. V.
Käthe-Kollwitz-Straße 11
06406 Bernburg
Tel./Fax: (0 34 71) 62 81 16
E-Mail:
leitz@mv-sachsen-anhalt.de
• Erstcheck von Museumsbeständen im Altmärkisches Museum Stendal, Johann-Friedrich-Danneil-Museum Salzwedel, Gleimhaus Halberstadt, Museum Aschersleben, Museum Schloss Moritzburg Zeitz
• Erstcheck NS-Raubgut von Museumsbeständen in Museum Schloss Bernburg, Kreismuseum Bitterfeld, Museum für Naturkunde und Vorgeschichte Dessau, Freilichtmuseum Diesdorf, Museum Schloss Neuenburg (Bestände ehemalig. Kreismuseum), Museum Heineanum Halberstadt, Prignitz-Museum Havelberg, Museum im Schloss Lützen, Kreismuseum Osterburg, Städtische Museen Tangermünde, Spengler-Museum Sangerhausen, Salzlandmuseum Schönebeck, Börde-Museum Burg Ummendorf, Museum Schloss Neu-Augustusburg Weißenfels, Harzmuseum Wernigerode, Museum Zörbig und Koordinierung von bereits vorhandenen wie weiterführenden Maßnahmen zur Provenienzforschung
• Erstscheck Provenienzforschung NS-Raubgut im Museum für Stadtgeschichte Dessau, Anhaltische Gemäldegalerie, Städtisches Museum Halberstadt, Museum Burg Ummendorf Bestand Kreismuseum Oschersleben, Kreismuseum Osterburg, 12/2019–6/2020